Ein Überblick zur aktuellen Empfehlunslage schien uns angemessen. Wir sammeln hier für dich alle Statements, damit du sie entsprechend an besorgte Stillende weiterreichen kannst.
Corona-Virus: Hinweise für Schwangere
Alle bisherigen Erkenntnisse sprechen dafür, dass das Corona-Virus (COVID-19, auch: Coronavirus SARS-CoV-2) nicht in der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind übertragen wird. Offizielle Empfehlungen zur Vorgehensweise bei Neuinfektion mit dem Corona-Virus für Schwangere sind aktuell noch nicht bekannt.
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es international keinen Hinweis, dass Schwangere durch das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) gefährdeter sind als die allgemeine Bevölkerung. Es wird erwartet, dass die große Mehrheit der schwangeren Frauen nur leichte oder mittelschwere Symptome, ähnlich einer ErkältungbeziehungsweiseGrippeaufweist.
(…)
Es gibt keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass das Virus während der Schwangerschaft auf dasBaby übertragen werden kann (dies wird als vertikale Übertragungbezeichnet). Es wird daher als unwahrscheinlich angesehen, dass das Virus beim Fetus zu Anomalien führt. Bislang wurde internationalnur über20 Schwangerschaften berichtet, alle fanden in China statt. In keinem Fallwar ein Neugeborenes infiziert. Es wurdenkeine Auffälligkeiten bei Mutter und Kind berichtet.
DGGG
Bitte verweise die anfragenden Schwangeren an ihr zuständiges Gesundheitsamt beziehungsweise das behandelnde medizinische Fachpersonal für weitere Aussagen!
Corona-Virus: Hinweise für Stillende
Nichts genaues weiß man (noch) nicht. Die Zahl der Infizierten steigt derzeit an, ein Peak wird erst im Mai bis August erwartet. Entsprechend verunsichert können aktuell Stillende sein, bei denen eine Infektion mit dem Corona-Virus im Raum steht.
Grund zur Beunruhigung besteht aber – nach aktuellen Erkenntnissen – für jüngere Menschen/Menschen ohne Lungenvorerkrankungen nicht. In den meisten Fällen dürfte dies auch für Stillende gelten.
Kleine Studie (9 Personen) in China
“We did not collect samples of vaginal mucosa or shedding in birth canals, which prevented us from analysing whether COVID-19 could be transmitted during vaginal delivery. Notably, however, our results showed that breastmilk samples from mothers with COVID-19 infection appeared to be free from SARS-CoV-2.”
The Lancet
Stellungnahmen und Empfehlungen (Europa)
“Die Muttermilch einiger erkrankter Mütter wurde negativ auf das Virus getestet, einige Proben enthielten sogar Antikörper.”
Übersichtsartikelt 9monate.de
EISL
“Bisher sind keine Fälle beschrieben, in denen der Erreger in Muttermilch gefunden wurde, eine Übertragung durch das Stillen ist daher unwahrscheinlich.
Die Übertragung erfolgt typischerweise über Mund/Nase und Augen sowie Stuhl/Urin. Eine stillende Mutter, die als Verdachtsfall gilt oder bestätigt mit COVID-19 infiziert ist, sollte Maßnahmen treffen, um eine Übertragung auf ihr Kind zu vermeiden, ohne das Stillen zu beenden. Dazu gehört:
• gründliches Händewaschen/ Desinfizieren vor dem Stillen
• Tragen eines geeigneten Mundschutzes
Ein Weiterstillen ist möglich. Sofern sich die Mutter nicht dazu in der Lage fühlt, kann sie Muttermilch abpumpen und diese kann durch eine gesunde Betreuungsperson ohne Einschränkung verfüttert werden. Wenn die Mutter ihre Milch abpumpt, ist auf intensive Handhygiene zu achten, Gefäße und Pump-Sets sollten nach jedem Gebrauch sterilisiert werden.”
EISL
LLL Deutschland
Die LLL Deutschland verweist auf die Empfehlung vom EISL.
VSLÖ
VSLÖ arbeitet gemeinsam mit der ÖGKJ an einer aktualisierten Empfehlung (Stand 11.03.2020).
ELACTA
Elacta verweist derzeit auf die Empfehlung der WHO: Elacta Empfehlung / WHO-Empfehlung.
Nationale Stillkommission am MRI (Deutschland)
In Muttermilch von infizierten Frauen wurden bisher keine Erreger von COVID-19 nachgewiesen, wenn auch die Untersuchungen sich noch auf eine sehr kleine Fallzahl beziehen. Daher gibt es aktuell keine ausreichende Evidenz, dass COVID-19 über die Muttermilch übertragen werden kann. Hauptrisikofaktor für eine Übertragung beim Stillen ist der enge Hautkontakt. Die Vorteile des Stillens überwiegen, so dass das Stillen unter Einhaltung der erforderlichen Hygienemaßnahmen empfohlen wird.
nationale Stillkommission MRI Bund
Internationale Empfehlungen
UNICEF
“Das Stillen bietet viele Vorteile für Mutter und Kind. Da über die Muttermilch keine Atemwegsviren übertragen werden, kann eine erkrankte Mutter unter Anwendung aller notwendigen Vorsichtsmaßnahmen weiter stillen.”
UNICEF
LLL international
“If someone who is breastfeeding becomes ill, it is important not to interrupt direct breastfeeding. The baby has already been exposed to the virus by the mother and/or family and will benefit most from continued direct breastfeeding.”
LLL International
Academy of Breastfeeding Medicine (ABM)
“In limited studies on women with COVID-19 and another coronavirus infection, Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS-CoV), the virus has not been detected in breast milk; however we do not know whether mothers with COVID-19 can transmit the virus via breast milk. […]
ABM
Breastfeeding Medicine Magazin (ABM) (bezieht sich nur auf Medikamente)
https://www.liebertpub.com/doi/10.1089/bfm.2020.29149.poa
Ist die Stillende infiziert und in häuslicher Quarantäne, gelten die üblichen Hygienemaßnahmen. Falls die Stillende mit Baby bereits im Krankenhaus ist:
“If the mother has COVD-19, there may be more worry, but it is still reasonable to choose to breastfeed and provide expressed milk for her infant. Limiting the infant’s exposure via respiratory secretions may require more careful adherence to the recommendations depending on the mother’s illness.
There are several choices in the hospital concerning housing for a breastfeeding mother and her infant.
1. Rooming-in (mother and baby stay in the same room without any other patients in that room) with the infant kept in a bassinet 6 feet from the mother’s bed and taking precautions to avoid spreading the virus to her infant, including washing her hands before touching the infant and wearing a face mask, for direct contact with the infant and while feeding at the breast. Ideally, there should be another well adult who cares for the infant in the room.
2. Temporary separation – primarily because the mother is sick with the COVID-19 infection and needs medical care for herself in the hospital. Mothers who intend to breastfeed / continue breastfeeding should be encouraged to express their breast milk to establish and maintain milk supply. If possible, a dedicated breast pump should be provided. Prior to expressing breast milk, mothers should practice hand hygiene. After each pumping session, all parts that come into contact with breast milk should be thoroughly washed and the entire pump should be appropriately disinfected per the manufacturer’s instructions. This expressed breast milk should be fed to the newborn by a healthy caregiver.
Mothers and families may need additional guidance and support to continue breastfeeding, to utilize expressed breast milk, to maintain her milk production and to store milk for later use while the mother is sick with COVID-19.”
ABM
CDC (Centers for disease control and prevention) USA
“Breast milk is the best source of nutrition for most infants. However, much is unknown about COVID-19. Whether and how to start or continue breastfeeding should be determined by the mother in coordination with her family and healthcare providers.
A mother with confirmed COVID-19 or who is a symptomatic PUI should take all possible precautions to avoid spreading the virus to her infant, including washing her hands before touching the infant and wearing a face mask, if possible, while feeding at the breast.
If expressing breast milk with a manual or electric breast pump, the mother should wash her hands before touching any pump or bottle parts and follow recommendations for proper pump cleaning after each use. If possible, consider having someone who is well feed the expressed breast milk to the infant.”
CDC
Es gibt ein sehr hilfreiches Dashboard der WHO zur Corona-Pandemie mit bestätigten Zahlen und Handlungsanweisungen weltweit: http://www.euro.who.int/en/health-topics/health-emergencies/coronavirus-covid-19
Don’t panic – but wash your hands!
Kinder zählen nach bisherigen Erkenntnissen zu der am wenigsten gefährdeten Bevölkerungsgruppe. Stillende ohne spezifische Vorerkrankungen dürften ebenfalls außerhalb der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen (Ü60, Lungenvorerkrankungen, etc.) liegen.
(Weiter-)Stillen ist deshalb auch bei bekannten Infektionen im Haushalt angezeigt – unter den üblichen Hygieneregeln.
- sorgfältiges Händewaschen vor jedem Kontakt mit dem Stillkind (bei infizierten Stillenden)
- Niesen/Nase abwischen in der Ellenbeuge (gilt für alle!)
- beim Stillen geeigneten Mundschutz (falls verfügbar!) tragen (bei infizierten Stillenden)
- sofern in Gebrauch: Stillhilfsmittel/Pumpenteile und Flaschen nach jedem Gebrauch sterilisieren
Geeignete Medikamente zur Behandlung der Symptome sind in der Regel stillfreundlich. Bitte verweise die Stillenden im Zweifel an Embryotox & Reprotox.
Interessantes & weitere Quellen
- ausführlicher Artikel einer Kollegin: https://www.unterm-dreck-ists-sauber.de/2020/02/28/coronavirus-faq
- Podcast mit Virologe Prof. Dr. Drosten: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Coronavirus-Virologe-Drosten-im-NDR-Info-Podcast,podcastcoronavirus100.html
- Übersichtsartikel für Eltern: https://www.9monate.de/schwangerschaft-geburt/beschwerden-erkrankungen/coronavirus-schwangerschaft-id174681.html#stillen
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